Die Wirtschaft als Motor der Transformation: Was nötig ist, um schnell Klimaneutralität zu erreichen

Beitrag, veröffentlich am 4. August 2022 im FAZ-Magazin „Verantwortung“

In ihrem Beitrag „Die Wirtschaft als Motor der Transformation“ in der aktuellen Ausgabe des FAZ-Magazins „Verantwortung – Das Magazin für Nachhaltigkeit, CSR und innovatives Wachstum“ skizziert Sabine Nallinger konkrete Maßnahmen, die es auf dem Weg zur Klimaneutralität umzusetzen gilt. Eine Zusammenfassung.

Deutschland hat seine Klimaziele 2020 eingehalten. Den Hintergrund für diese außergewöhnliche Meldung bildete die Coronapandemie, aufgrund deren das öffentliche Leben, die gesellschaftliche Mobilität und viele Wirtschaftszweige auf eine bis dahin unvorstellbare Weise lahmgelegt wurden. Diese Erfahrung hat uns eindrücklich gezeigt, dass die Klimaziele über den Verzicht allein nicht zu erreichen sind.

Stotterstart in die „Dekade der Umsetzung“

In Folge des verherrenden Angriffs auf die Ukraine wurde auch eine tragende Säule der bundesdeutschen Energiewende eingerissen. Denn die Brücke zwischen dem Energiesystem von heute und dem von morgen ruhte bekanntlich zu einem Großteil auf russischem Gas. Beim Klimaschutz müssen wir deshalb aktuell bittere Rückschritte hinnehmen. Doch Lehrgeld ist dann gut investiert, wenn die richtigen Lehren gezogen werden: Da Energiepolitik immer auch nationale Sicherheitspolitik bedeutet, müssen wir die Transformation zur Klimaneutralität umso entschiedener und schneller vorantreiben.

Krise, Krieg und Klima

Die sich überlagerenden Krisen verlangen uns ab, dass wir austarieren, wie wir als Gesellschaften widerstandsfähiger werden können. Dafür müssen wir nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, sondern auch den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen.

Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, lassen sich nur durch eine verstärkte internationale Zusammenarbeit – aus einem gestärkten Europa heraus – lösen. Deshalb muss auch die gesamteuropäische Energiewende entschieden vorangetrieben werden.

Eine simplizistische Verzichtsdebatte wird uns hingegen nicht weiterbringen. Wenn wir in Deutschland unsere kostenaufwendig nachhaltig eingestellte Produktion runterfahren, dann wird die globale Nachfrage aus anderen Ländern weniger nachhaltig bedient. Dennoch brauchen wir selbstverständlich mehr Effizienz – in den Haushalten, in der Industrie, aber vor allen natürlich im Gebäudebereich.

Ehrlichkeit, Mut und Schulterschluss

Wenn wir die Klimakurve kriegen wollen, dann müssen wir jetzt viele Prozesse gleichzeitig anstoßen und den Mut aufbringen, das damit verbundene höhere Risiko auch einzugehen. Viele Unternehmen gehen hier bereits voran. Mittelfristig sind sie jedoch auf die Unterstützung durch eine vorausschauend handelnde Politik angewiesen, die neben dem aktuellen Krisenmodus die Sicherheit für Zukunftsinvestitionen schafft. Wenn uns ein solcher Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Politik gelingt, dann können Unternehmen zum Motor der Transformation zur Klimaneutralität werden.