Mehr Tempo für Energiewende und Industrietransformation

Pressemitteilung, veröffentlicht am 15.07.2022

Beim Petersberger Klimadialog muss die deutsche G7-Präsidentschaft zeigen, dass sie es ernst meint mit der Umsetzung der Beschlüsse von Elmau. Das Konzept des Klima Clubs muss konkretisiert, neue fossile Abhängigkeiten vermieden und Partnerschaften für den Ausbau von Erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und grünem Wassersstoff gestärkt werden.

„Die Antwort auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine muss lauten: mehr und schnellerer Klimaschutz und eine Beschleunigung der globalen Energiewende. Der Bundeskanzler muss jetzt deutlich machen, wie die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft international gelingen kann“, sagt Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft. „Die Sorge vor kostspieligen neuen fossilen Abhängigkeiten ist groß. Umso mehr kommt es jetzt darauf an darzulegen, wie neue Partnerschaften mit Schlüsselländern zu einer Stärkung unserer Energiesicherheit führen, gleichzeitig aber die Energiewende und Industrietransformation so deutlich beschleunigen, dass die 1.5° Obergrenze eingehalten wird.“

Beim Petersberger Klimadialog Anfang nächster Woche (18.-19. Juli 2022) haben Außenministerin Annalena Baerbock und Bundeskanzler Scholz die Gelegenheit, international Unterstützung für ihre ambitionierte Klimapolitik, insbesondere für das Konzept einer Klima-Vorreiterallianz zu gewinnen. Der Ankündigung des Klima Clubs müssen in den nächsten Wochen und Monaten konkrete Schritte der Umsetzung folgen. „Jetzt gilt es den Klima Club so auszugestalten, dass der Umbau zu einer klimaneutralen Industrie in den G7 beschleunigt wird und gleichzeitig mit soliden Standards und Leitmärkten für grüne Industrieprodukte deutliche Anreize für die Dekarbonisierung der Industrie in G20 Schwellenländern wie China und Indien gesetzt werden“, sagt Till Kötter, Leiter für Europäische und internationale Politik bei der Stiftung KlimaWirtschaft. „Es gilt, die deutsche G7-Präsidentschaft zum Jahresende mit einem starken klimapolitischen Signal an die COP27-Klimaverhandlungen in Ägypten abzuschließen.“

Beim G7-Gipfel Ende Juni in Elmau haben die Staats- und Regierungschefs wichtige energie- und klimapolitische Richtungsentscheidungen getroffen. So wollen sie ihre Stromversorgung bis 2035 überwiegend dekarbonisieren, einen zeitnahen Kohleausstieg, sowie ein Ende fossiler Subventionen und von Verbrennungsmotoren anstreben. Dennoch vermissen internationale Unternehmen Klarheit, was die konkrete Umsetzung dieser Ziele angeht.

„Die Staats- und Regierungschefs können viel mehr Gelder von internationalen Investoren mobilisieren, um den globalen Übergang zu erneuerbarer Energie zu beschleunigen, wenn sie sich darauf einigen, alle Subventionen für fossile Brennstoffe bis 2025 einzustellen, die Stromerzeugung aus Kohle bis 2030 zu beenden und ab 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr zuzulassen. Beim Petersberger Klimadialog haben die G7 die Gelegenheit, ihren Zusagen konkrete Taten folgen zu lassen“, sagt Sophie Punte, politische Geschäftsführerin der We Mean Business Coalition, einer internationalen Koalition, die mit mehr als 7800 Unternehmen zusammenarbeitet.

Auch deutsche Unternehmen wünschen sich wenige Tage vor einem möglichen Ende russischer Gaslieferungen noch mehr Verbindlichkeit bei der Beschleunigung der Energiewende. Damit sie die für die Energiewende notwendigen Rohstoffe wie Stahl, Metalle und chemikalische Erzeugnisse im Einklang mit dem 1.5°-Pfad produzieren können, brauchen sie wettbewerbsfähige Energiepreise. „Die Grundvoraussetzung für die Transformation der Wirtschaft, insbesondere der energieintensiven Industrie, ist die Verfügbarkeit von Erneuerbarer Energie in ausreichenden Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen. Dafür kommt es jetzt auf deutlich beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren an“, sagt Dr. Christian Hartel, Vorstandsvorsitzender der Wacker Chemie AG

In der zweiten Jahreshälfte gilt es außerdem, neben dem Klima Club auch den G7 Aktionsplan für grünen Wasserstoff und die Länderpartnerschaften für eine gerechte Energiewende (JETP‘s) zu konkretisieren. „Je schneller wir eine drohende „Gaslücke“ durch funktionierende Partnerschaften für grünen Wasserstoff schließen, desto besser stärken wir die Industrietransformation und den Wirtschaftsstandort Deutschland“, betont Bernhard Osburg, Vorsitzender des Vorstands der thyssenkrupp Steel Europe AG.

Eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der G7 Beschlüsse sehen deutsche Unternehmen insbesondere in der transatlantischen Zusammenarbeit. „Gerade in Zeiten multipler Krisen setzen wir auf Kooperation mit verlässlichen Partnern. Die transatlantische Partnerschaft ist dabei für uns als weltweit größtes Kupferrecyclingunternehmen so wichtig wie nie. Wir müssen strategische Resilienz und Klimaschutz zusammendenken“, unterstreicht Roland Harings, Vorstandsvorsitzender der Aurubis AG.

Während deutsche Unternehmen an ihren Klimazielen festhalten, arbeiten sie mit Hochdruck daran, sich krisenfester aufzustellen. Kurz vor der Kabinettssitzung zum Klimaschutz-Sofortprogramm vergangenen Mittwoch hatte die Stiftung KlimaWirtschaft 18 konkrete Maßnahmen für mehr Klimaschutz und Resilienz vorgestellt, die im engen Dialog mit führenden Unternehmen entwickelt wurden. „Die deutsche Wirtschaft trägt große Verantwortung, wenn es um die nachhaltige Transformation in Richtung Klimaneutralität geht. Damit die Energiewende international gelingt, braucht es neben dem Ausbau Erneuerbarer Energien vor allem auch eine Stärkung von Energieeffizienzmaßnahmen. Gerade im Gebäudesektor lassen sich enorme Energieeinsparpotentiale heben. Die Bundesregierung darf diese wichtige Stellschraube nicht aus dem Blick verlieren. Energieeffizienz muss national und international endlich mit einem räsonablen Finanzierungsziel gestärkt werden“, sagt Andreas Engelhardt, persönlich haftender Gesellschafter der Schüco International KG.

Als G7-Präsidentschaft und stärkste Volkswirtschaft in der EU muss Deutschland seiner besonderen Verantwortung gerecht werden und den Worten konkrete Schritte der Umsetzung folgen lassen. Die Wirtschaft steht bereit, ihren Teil für Klimaschutz und Resilienz beizutragen.

Martin Kaul

Stellvertretender Vorstand

E-Mail: martin.kaul@klimawirtschaft.org
Telefon: +49 (0)30 2045 3735

Ronja Busch

Referentin Politik

EU und Internationales

E-mail: ronja.busch@klimawirtschaft.org
Telefon: +49 (0)179 1850907